Nichts ist für die Augen gut

Leben 1354 – Samstag, 22.07.17

Nichts ist für die Augen gut

Blick vom Schloss auf die Heidelberger Altstadt

Beim Betreten des Museums ist aufgrund der vorher durchgeführten Recherche klar, dass hier zwar jede Menge interessante Führungen durchgeführt werden, allerdings nur für große Gruppen, allerdings nur nach Voranmeldung, und noch allerdingser für mehr als 50 Euro. Nicht pro Person, sondern je Führung. Das ist vermutlich okay, aber auch egal, weil, es ist ja klar, es gibt jetzt keine Führung. Weil: Wir sind keine große Gruppe. Wir sind nicht vorangemeldet. Und ob wir 50 Euro für eine Führung ausgeben würden, stand bisher nicht zur Diskussion.

Dies ist also klar, als wir nun das Museum betreten.

An der Kasse sitzt eine Dame. Verkauft hin und wieder ein Programmheft. Eintritt muss sie nicht kassieren, da der Museumsbesuch im Schlossbesuch mit eingeschlossen ist. (Sonst wäre es ja auch kein Schloss. Sorry, der Kalauer musste sein.)

Es ist 15:30 Uhr. Seitlich von der Kasse ist auf einem Schild zu lesen, dass die öffentliche Führung – von der auf der Internet-Seite leider nichts zu lesen ist – um 14:30 Uhr beginnt.

Fragen kostet nichts.

Ich frage, ob es denn heute noch Führungen gäbe. Bei denen man sich vielleicht anschließen könne.

Sie sagt nicht „Ja!“. Und auch nicht „Nein!“. Sie müsse das klären. Telefoniert.

Um daran anschließend mit Bedauern zu äußern, dass heute keine Führung mehr möglich sei. Da es aktuell einen personellen Engpass gäbe. Und sie die nächsten dreißig Minuten noch alleine sei.

„Und danach?“

Da ginge es dann.

Wir hätten noch nicht über die Kosten gesprochen, wage ich zu bemerken.

Sie zeigt auf einen Preisaushang. 2 Euro pro Person.

Wir verabreden uns auf 16 Uhr.

Als der Apotheker noch viel mehr selber „zusammengemischt“ hat

Es wird eine tolle Führung. Die Dame sprudelt nur so voller Hintergrundwissen. Sie zeigt uns gemahlenes Einhorn-Horn, 300 Jahre alt. (Ja. Einhorn-Horn. Die Tiere muss es wirklich gegeben haben. Sonst wäre da ja jetzt nichts im Glas, das sie in der Hand hält.)

Wir erfahren über die immensen Gefahren beim Ernten von Alraunen, diesen Wurzeln, die sehr große Ähnlichkeiten zur Gestalt menschlicher Körper haben. Und deren Ernte so gefährlich ist, dass Menschen ihr Leben hätten lassen müssen beim ohrenbetäubenden Knall des Herausziehens der Wurzel aus dem Erdreich.

Damit das nicht passiert, haben die Menschen der Damalszeit – und jetzt wird es gruselig – Hunde an die Wurzeln angebunden. Sich dann versteckt, damit der Knall sie nicht sieht. Und die Hunde herbeigerufen. Die dann die Wurzeln mit heraus- und herbeigezogen haben.

Wir ahnen es. Die Hunde haben es nicht überlebt und sind im Dienste der Medizin gestorben.

Statt dass ich jetzt hier weiter herumplagiatiere (wobei es nicht nur um Tiere, sondern auch Pflanzen und Mineralien geht), kann ich nur empfehlen, den Besuch des Heidelberger Schlosses mit einem Besuch im Deutschen Apothekenmuseum zu verbinden. Historisches Ambiente, anschauliche Exponate, verständliche Texte und engagierte MitarbeiterInnen, die sich darauf freuen, ihr Wissen weiterzugeben.

Wäre noch die Frage zu klären, warum dieser Artikel „Nichts ist für die Augen gut“ heißt.

An einer Schauwand ist zu lesen, dass Zinkoxid seinerzeit u.a. unter der Bezeichnung „Nichts (nihil album)“ bekannt war. Sodass in damaligen Arzeibüchern wohl oft zu lesen war: Nichts ist für die Augen gut.“

The day after nach dem Besuch der Royals in Heidelberg

 

© Ulf Runge, 2017

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Da sieht man mal, was die Menschen damals für einen Quatsch gemacht haben.
    Mal sehen, was die Menschen später über unsere damalige, heutige Zeit erzählen, was wir für einen Quatsch gemacht haben…

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