Größe

Leben 811 – Montag, 20.02.12

 

Größe

 

Stell Dir vor, Du hast einen anspruchsvollen Beruf gelernt und bist dazu noch ein erfahrener Mensch.

 

Stell Dir vor, Du verkaufst preislich hochwertige und in der Regel erklärungsbedürftige, beratungsintensive Produkte.

 

Stell Dir vor, Du schlägst Dir für Deine Kunden sogar die Nächte um die Ohren. Bist möglichst oft für sie da.

 

Und dann kommt da so einer wie ich, nach Geschäftsschluss, wenn Du also nur noch Notfälle bearbeitest, der hat nen Notizzettel mit ´nem Werbeaufdruck Deiner Konkurrenz in der Hand, da hat er drei Produkte aufgeschrieben, die er bräuchte, jetzt. Und er murmelt Dir zwar kurz zu, warum er diese Artikel benötigt, gibt Dir aber nicht wirklich das Gefühl, dass er Deine Beratung braucht. Möchte.

 

Mal ehrlich, wie würdest Du Dich jetzt fühlen?

 

Gehe ich also zu nächtlicher Stunde zur dienstbereiten Apotheke in der Nachbarstadt. In der Hand besagten Werbeblocknotizzettel einer anderen Apotheke, auf den ich die Namen der – rezeptfreien – Medikamente geschrieben habe, die ich zu kaufen beabsichtige.

 

Ein nachtdiensthabender, älterer, berufs- und lebenserfahrener Apotheker bedient mich. Ich schildere ihm sehr knapp die zu lindernden Krankheitssymptome und drücke ich ihm meinen Wunschzettel in die Hand.

 

Seine Körpersprache spricht Bände. Ich verstehe zunächst einmal: „Wir sind hier nicht beim Discounter.“ Und dann verstehe ich: „Wozu denn gerade diese drei Präparate? Ich gebe Dir mal eines davon, nämlich das, was mir am geeignetesten erscheint.“ Und während ich so interpretiere und der Apotheker kein Wort spricht, befindet sich auf einmal ein Gegenstand in seiner Hand. Das sieht nach der Salbe aus, die aufgeschrieben hatte. Ruckizucki befinden sich auf einmal drei Dinge in seinen Händen, er hält sie fragend in die Luft, ich nicke, er ermittelt den Preis, blickt mich erneut fragend an, ich nicke ein weiteres Mal, worauf mit Ware und Kassenzettel wieder zu mir an die Tür kommt.

 

Ich bedanke mich und sage nur: „Die drei Medikamente haben schon mal geholfen.“

 

Sein erste Miene hellt sich auf, entwickelt sich zu einem strahlenden Lächeln, und nur Menschen mit Größe sind in dieser Situation zu einem Satz wie diesem in der Lage: „Wer heilt, hat recht!“

 

© Ulf Runge, 2012

10 Kommentare Gib deinen ab

  1. Hase sagt:

    Lieber Ulf,
    danke Dir für Deinen Beitrag, den Du wieder sehr spannend aufgebaut und mit einem Höhepunkt zu Ende gebracht hast.

    „entwickelt sich zu einem strahlenden Lächeln“

    „Wer heilt, hat recht!“

    Mein Lesevorgang hat sich auch zu einem Lächeln entwickelt
    und ich sage “ wer sowas schreibt, heilt die Leser und das mit Recht .

    Gute Besserung , für das , wofür die Medikamente angedacht waren.Alles Gute !

    Liebe Grüße
    Erika 🙂

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  2. Maria H sagt:

    Lieber Ulf,
    das ist interessant! Ihr habt wohl beide eine Reaktion bei dem anderen ausgelöst.
    Deine konsequente Forderung nach den Medikamenten hat ihn, den erfahrenen Apotheker, daran gehindert dir eventuell was anderes zu empfehlen. Und Du hattest durch sein Verhalten das Gefühl, Deine Forderung verteidigen zu müssen “ die drei Medikamente haben schon mal geholfen“
    “ Wer heilt, hat recht“ war in der Tat ein guter Kommentar!

    Liebe Grüße
    Maria 🙂

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  3. Ulf Runge sagt:

    Liebe Erika,

    Du weißt doch: Lachen ist die beste Medizin.
    Schön, dass mein Schreiben ein Lächeln und ein Lachen bewirkt…

    Liebe Grüße,
    Ulf

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  4. Ulf Runge sagt:

    Liebe Maria,

    ja, es hat auf merkwürdige Art und Weise geknistert zwischen dem Apotheker und mir. Und am Ende waren wir in harmonischer Schwingung…

    Liebe Grüße,
    Ulf

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  5. Hase sagt:

    „Lachen ist die beste Medizin“

    weil es so schön ist, noch einmal am Faschingsdienstag:

    liebe Grüße
    Erika 😉

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  6. Maria H sagt:

    Liebe Erika!

    Das ist mein absolutes LACH-VIDEO !!

    Danke, dass Du mich daran erinnert hast. Ich muss mir das unbedingt speichern, denn es gibt Tage da brauch ich so was!!

    Liebe Grüße
    Maria:-)

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  7. Hase sagt:

    Liebe Maria,
    ich hab es gewusst und an Dich gedacht, als ich es reingestellt hab …..
    viel Freude beim Lachen…… ich kann Dich hören und lächle dabei 🙂
    liebe Grüße
    Erika 😉

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  8. Maria H sagt:

    Liebe Erika,
    ich bin jetzt ganz gerührt, dass Du an mich gedacht hast…..
    das ist schön……danke Dir!!!!

    Ich lache wirklich Tränen wenn ich das schaue…das ist so unglaublich ansteckend!!

    Maria

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  9. Ulf Runge sagt:

    Liebe Erika,

    danke für das erneute Einstellen dieses herzhaft humorvollen Videos.

    Ich sag Dir was: Ich bin immer noch nicht so weit, dass ich so eine Lacherei in meiner Regionalbahn anzetteln würde. Und frage mich: Sollte ich soweit sein?

    Lächelnde Grüße,
    Ulf

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  10. Ulf Runge sagt:

    Liebe Maria,

    das kann mich nicht oft genug ansehen, oder?

    Wenn irgendwo die Fetzen fliegen, weil die Menschen sich nicht gut sind, dann sollte man sie ZWINGEN, dieses Video zu gucken und dann zu entscheiden, ob sie sich weiterfetzen wollen…

    Liebe Grüße,
    Ulf

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