Leben 519 – Donnerstag, 19.11.09
Es war eine jener vielen E-Mails, die er zu erhalten für überflüssig hielt. Einladungen ins Spielkasino, Kauf von blauen Pillen und hochwertige Armbanduhrplagiate. Das jetzt hier war eine Einladung zum Frühstück. Einer seiner Lieferanten lud zu interessanten Vorträgen ein. In den Pausen was zum Futtern und Gelegenheit zum Netzwerken. Klingt nicht schlecht, dachte er, die Sache hat bloß einen Haken. Nein, keine versteckte Teilnahmegebühr, es war der Ort der Veranstaltung. Er, der genau einmal in seinem Leben über den großen Teich gereist war, er sollte jetzt mal so eben nach Kanada kommen, zum Frühstück. Lach! Üblicherweise gab es genau ein Schema, mit dem er diese Art von E-Mails abschließend und nachhaltig behandelte: Löschen! Eine Eva hatte ihm diese Einladung geschrieben. Warum sollte er der Eva nicht mitteilen, dass er gerade mal – zufällig – nicht in Kanada sei, und deshalb auch leider nicht zum Frühstücks-Event vorbeikommen könne. Das mit dem zufällig ließ er, ansonsten schrieb er Eva, im Englischen sind ja alle per „You“, schrieb er ihr also, dass er es bedauere, nicht teilnehmen zu können, aber es gebe aktuell keinen Grund für eine Reise nach Kanada. Wird es auch wohl nie geben, verlor er sich in Gedanken, während er an der englischsprachigen Antwort feilte, um sie dann mit einem verschmitzten Grinsen abzuschicken. Nun, diese Geschichte wäre nicht diese Geschichte, wenn sie hier zu Ende wäre. Eva antwortete recht schnell, drückte ihrerseits ihr Bedauern aus, dass es bei ihm mit dem Frühstück nicht klappe, aber sie hätte da eine Alternative: Im April, da sei eine ganz tolle Tagung, ebenfalls in Kanada, sie würde sich freuen, ihn im Auftrag ihrer Firma zu dieser Veranstaltung herzlich einladen zu dürfen. Wow! dachte er sich. Das ist ja mal nett. Aber was sollte im April anders sein als heute. Die einzigen Dienstfahrten, die seit Monaten auf seinem Programm standen, waren die mit Aufzügen in unterschiedlich hohen Wolkenkratzern. Er würde ihr jetzt absagen, sie würde das bedauern, und ihm dann eine Einladung für den kommenden Herbst schicken. Nee, nee, dachte er bei sich. Aus dieser Geschichte gehen wir anders raus. Und so stellte er ihr in seiner Antwort-E-Mail die rhetorische Frage, ob sie das Gesetz der Anziehung kenne, dass man sich etwas ganz fest, ganz präzise, ganz konkret, aus ganzem Herzen wünschen müsse. Um es dann auf Seite zu legen. „Zu vergessen“. Und darauf zu vertrauen, dass das Schicksal, und damit sind andere Menschen gemeint, damit ist vielleicht Gott gemeint, um also darauf zu vertrauen, dass der erfüllte Wunsch dann eines Tages vor der Tür steht, wobei man höllisch darauf achten muss, dass man sie nicht übersieht, diese Wunscherfüllung, weil sie dann doch überraschend kommt, und womöglich in einem Gewand verkleidet, dass man so nicht erwartet hätte. Und so schreibt er Eva, dass er statt einer sofortigen Absage lieber zum Ausdruck bringen möchte, dass er eigentlich teilnehmen möchte, aber noch nicht weiß, wie. Und dass er alles Weitere jetzt dem „Law of Attraction“ anvertraue. Sie findet das wiederum eine originelle Idee, mit dem Unmöglichen und Unwahrscheinlichen umzugehen. Und jetzt wartet er auf den April. Nicht bewusst. Weil er das Thema ja auf Seite gelegt hat. Was ihn jetzt umtreibt, ist die Frage, ob er denn darüber hätte erzählen dürfen. Damit sich ein Engel für diesen Wunsch zuständig erklärt. Oder ob er besser geschwiegen hätte. Weil die Engel auch unausgesprochene Wünsche erkennen. Und alsbaldmöglich erfüllen… © Ulf Runge, 2009 |
Lieber Ulf,
ja, so ist es, das Leben. Es bietet verlockende Angebote. Wie Eva den Apfel. Ob wir je davon kosten dürfen, und wenn ja, welche Konsequenzen das hat, wird sich zeigen. Mehr, als den Dingen ihren Lauf zu lassen, können wir in solchen Fällen nicht tun…
LG Sunny
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Liebe Sunny,
there’s no lunch for free, sagt der Deutsche. Will heißen, dass Eva und ihr Apfel ihren Preis haben…
Wobei, wer hat denn was von Apfel gesagt? lach
Liebe Grüße,
Sunny
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Lieber Ulf,
du nun auch Sunny? 😉
Keiner hat was von Apfel gesagt. Aber es heißt doch so schön, one apple a day keeps the doctor away. Und wann isst man ihn besser als bei einem Frühstück mit Eva 😉
LG Sunny
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Lieber Ulf,
was für eine hübsche Geschichte zur Nacht. Vielen Dank dafür!
Nach meiner Auffassung darf „er“ darüber reden, so viel er nur mag. Er darf sich seinen Kanadabesuch und natürlich auch Eva mit all seinen Sinnen vorstellen und dankbar dafür sein, dass er im April nach Kanada reisen wird. Vielleicht mag er ja auch schon mal einige Reiseprospekte wälzen…und günstige Verbindungen nach Kanada suchen? Schädlich wäre einzig und allein, wenn er beginnen würde zu zweifeln. Energie folgt der Aufmerksamkeit…und viele Träume werden wahr, wenn er (oder Du? oder ich?) sie nur träumt.
Ich drücke ihm jedenfalls ganz fest die Daumen und freue mich schon auf einen schönen Reisebericht aus Kanada.
Sonnige Grüße aus dem nächtlichen Isartal,
besser und besser,
Gaba
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Liebe Sunny,
sorry, dass ich mich an Deinem Nickname vergriffen habe.
Und das zu einem Augenblick, an dem die Sonne am höchsten steht,
zwar nicht hier, sondern dort, wo wir sie gerade nicht sehen können.
Schön wie Du den Bogen spannst vom Urwerkzeug aller Erkenntnis hin zum frühstücklichen ärzteempfohlenen Aphrodiasiakum.
Liebe Grüße,
Ulf
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Lieber Ulf,
wenn dir auch nach sonnigem Gemüt ist, überlasse ich dir den Namen gerne 😉
Wo die Sonne jetzt am höchsten steht, fühlt sich meine Seele zu Hause. Damit strahlt die Sonne 24 Stunden tägllich… 🙂
Du hast mir diese Assoziation förmlich aufgedrängt, Eva – Apfel – Frühstück. Die Schlange hat Eva den Apfel als allein seeligmachend empfohlen. Die Ärzte empfehlen ihn als gesundmachend. Der Apfel, Symbol für die Welt, die Schuld. Schneewittchens Schicksal war der Apfel, auch das von Liliencrons Kind (http://www.balladen.de/web/sites/balladen_gedichte/autoren.php?b05=9&b16=232). New York ist der Big Apple, ein anderer Apple erobert die ganze Welt. Sehr symbolträchtig, was du hier in diese Zeilen gepackt hast, ich könnte weiterspinnen und weiter und weiter…
Liebe Grüße,
Sunny
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Liebe Gaba,
schön, dass Dir die Geschichte gefällt.
Ja, Du hast recht, dies ist ein kleines Experiment.
Bei dem „wir“ den Kanada-Trip öffentlich vergessen werden,
um dann plötzlich und ohne Vorahnung im Flieger zu sitzen,
immer noch ohne jede Ahnung, ob denn nun die Öffentlichkeite dieses Wunsches geholfe, ihn Wirklichkeit werden zu lassen.
Lieb Grüße,
Ulf
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Liebe Sunny,
was man aus dem Thema „Apfel“ so alles machen kann.
Ich denke auch an Wilhelm Tell, an „Sine“, die ohne Apfel ziemlich nackisch ist,
an A.Kuchen, A.Korn, A.Saft, A.Baum, Äppelschloht (sag mir was das ist, bin gespannt, ob Du das errätst), Äppelwoi, A.Kuchen, A.Mus…
Bei Deinem Link lande ich auf einer Fehlermeldung, vielleicht ist der Server daun.
Ich überlege gerade, den Artikel ins Englische zu übersetzen und ihn an Eva zu schicken, die nichts von ihrem „Glück“ ahnt…
Liebe Grüße,
Ulf
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Hallo Ulf,
es hat dummerweise die ) mit in den Link gezogen, die müsstest du löschen, dann funktionierts.
Ja, schick das mal Eva, wär interessant, was sie dazu sagt.
Äppelschloht. Bei Äppelwoi sind die Äppel ja richtige Äpfel. Aber da Schloht, soweit ich weiß, Salat ist, wirds wohl kaum Apfelsalat sein. Aber vielleicht Erd-apfelsalat? Also Kartoffelsalat? So nennt man die leckeren Knollen zumindestens hier in Bayern, Erdäpfel.
Liebe Grüße,
Sunny
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Liebe Sunny,
ich werde es mal ohne Klammern versuchen.
Es heißt ja sowieso, dass Klammern nicht so gut ist.
Ja, Du hast richtig getippt. Kartoffelsalat heißt in Kölle Eppelschloht (Schreibweise ungesichert…)
Liebe Grüße
Ulf
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Lieber Ulf,
klammern ist ganz schlecht. Ich hoffe, ohne hats funktioniert 😉
Freut mich, dass ich richtig geraten habe 🙂 Aber so viel mehr versteh ich dann schon nicht mehr 😉
LG Sunny
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Liebe Sunny,
tatsächlich, ohne Klammern geht’s. (Das wäre dann der Beweis, lach.)
Apropos Beweis: Dass ich es auch gelesen habe, dokumentiere ich jetzt mit dem Geheimwort „Gravensteiner“. nochmallach.
Ansonsten stelle ich mir die unzulässige Frage: Was verstehst Du nicht?
Das ist gerade so, als fragte ich
eine Blinden, was er denn nicht sehe,
eine Gehörlose, was sie denn nicht höre.
Gib mir eine Idee, was Du nicht verstanden haben glaubst.
Liebe Grüße,
Ulf
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Na du Nachteule 😉
Jaja, so ein Gravensteiner kann ganz schön verhängnisvoll sein. Aber gleichzeitig zeigt er, dass man sich gar nicht so viele Gedanken machen sollte. Lieber ein bisschen Kind sein.
Ich meinte, nicht wirklich viel Kölsch zu verstehen 😉 Das mit dem Schloht war purer Zufall. Ich höre Kölsch sehr gern, aber vom wirklichen Verstehen bin ich meilenweit entfernt 😉
Liebe Grüße durch die Nacht,
Sunny
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Liebe Sunny,
Kölsch hat was, genau. Nicht leicht zu verstehen; für Imis (das sind die Imigrierten / Imitierten) ist es hoffnungslos, Kölsch sprechen zu wollen. Da dann lieber doch Kölsch trinken.
Nachteulige, liebe Grüße,
Ulf
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*lach* ja, lieber Ulf, da hast du Recht! 🙂
Liebe Guten-Morgen-Grüße,
Sunny
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Liebe Sunny, liebe Guten-Morgen-Grüße zurück.
Warum findet der Kölner sein Getränk besser als das der Nachbarstadt?
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Weil er an seinem Getränk näher dran ist und es deshalb schneller sieht? 😉
LG und ein schönes WE,
Sunny
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Liebe Sunny,
ich löse auf, lach.
Warum der Kölner sein Getränke besser findet als das der Nachbarstadt?
Ganz einfach. Er sagt sich:
„Lieber Kölsch als Alt“.
Liebe Grüße,
Ulf
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*lach* ja, da ist was dran 😉 Hier gibts ja ne Gaffels-Kneipe. An dem ein oder anderen Kranz hatte ich auch schon guten Anteil 😉
Aber das Altbierlied mag ich trotzdem 😉
LG Sunny
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altbierlied?
geht das so?
ist es draußen trüb und kalt
hilft dir gern ein gläschen alt
ist es draußen schön und warm
hat die kö besond’ren charme
dann aus jeder ecke schallt
bleibe jung und trinke alt
🙂
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Lieber Ulf,
ich meinte das hier:
http://www.michael-lorkowski.de/karneval/altbier.html
Für youtube reicht meine Internetverbindung hier leider nicht, aber die Toten Hosen singen das ganz wunderbar schunkelig, wie ich finde 😉
LG Sunny
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ja, schunkelig, das hast du schön ausgedrückt.
das ist sozusagen die vorstufe zu bommerlunder… 🙂
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Oooooooooooooh ja 🙂 Und damit fühle ich mich gleich mal um ein halbes Leben jünger. Hach, waren das Zeiten… 😉
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Ein halbes Jahr? Oder ein halbes Leben?
Pass auf, dass Du dann Wassermann, äh -frau, bleibst…
🙂
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Lieber Ulf, ich meine tatsächlich ein halbes Leben. Der Wassermann steckt viel zu sehr in mir drin, den werd ich nicht los 😉
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dann hoffe ich, dass dein lebensalter geradzahlig ist. sonst ist es aus mit dem wasserfraumann…
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Ach, ich bin noch in nem Alter, in dem mich das Alter nicht juckt 😉 Und denke schon mit dem nächsten Geburtstag. Aber es kommt schon ziemlich genau hin mit dem halben Leben.
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campino war im ersten teil meines lebens ein bonbon, farbig, durchsichtig
erst später habe ich dann gelernt, dass ein blonder jüngling mit nicht-lockigen haar derjenige ist, bei dem ich das volkslied von dem coffeinhaltigen Getränk, dem Käse und der Wurst auf einmal hochprozentig erleben darf…
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*lach* da ergings mir sehr ähnlich 😉
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